Austin Kleon: "Alles nur geklaut. 10 Wege zum kreativen Durchbruch"

In meiner Buchrezension stelle ich das kurzweilige Sachbuch des amerikanischen Autors und Künstlers Austin Kleon vor.

8/26/20245 min read

Das Buch “Alles nur geklaut. 10 Wege zum kreativen Durchbruch” des amerikanischen Autors und Künstlers Austin Kleon ist ein kurzweiliges Sachbuch, das sich mit dem Thema Kreativität beschäftigt. Im kleinen quadratischen Format stellt Kleon auf gut 150 Seiten 10 Thesen rund um kreatives Arbeiten auf und untermalt diese mit persönlichen Erfahrungen. Die Inhalte werden durch viele Zeichnungen des Künstlers illustriert. Die amerikanische Originalausgabe erschien bei Workman Publishing im Februar 2012 und wurde zum New York Times Bestseller. “Alles nur geklaut” wurde in 27 Sprachen übersetzt. Die deutsche Ausgabe erschien im September 2013 in der Penguin Random House Verlagsgruppe.

Inhaltliche Zusammenfassung von Austin Kleons Buch “Alles nur geklaut. 10 Wege zum kreativen Durchbruch”

Das Sachbuch “Alles nur geklaut. 10 Wege zum kreativen Durchbruch” von Austin Kleon basiert auf einem Vortrag, den Kleon 2011 vor Studenten eines Community Colleges in New York hielt. Darin sprach er über die 10 Dinge, von denen er sich wünschte, er hätte sie gehört, als er mit seiner kreativen Tätigkeit begann. Diese 10 Dinge - man kann sie auch als Ratschläge oder Thesen bezeichnen - bilden die Kapitel seines Buches:

  • Das Beste ist geklaut.

  • Warte nicht erst, bis du weißt, wer du bist.

  • Schreib das Buch, das du selber lesen möchtest.

  • Benutze deine Hände.

  • Du brauchst Hobbys und Nebenprojekte.

  • Das Geheimnis: Mach gute Arbeit und teile sie mit anderen.

  • Geografie ist kein Hindernis mehr.

  • Sei nett. (Die Welt ist ein Dorf.)

  • Sei langweilig. (Nur so kommst du mit deiner Arbeit voran.)

  • Kreativität heißt Beschränkung.

Kleon gibt zu jeder dieser zehn Thesen Einblicke in sein eigenes kreatives Schaffen. Seine ganz persönliche Sichtweise liefert so auch die Grundlage für seine Ratschläge. So rät er in Kapitel 5 beispielsweise: “Es ist gut, eine Reihe von Projekten gleichzeitig zu haben, sodass man zwischen ihnen hin und her springen kann.” Oder in Kapitel 9: “Lern so schnell wie möglich mit Geld umzugehen. [...] Stell dir einen Finanzplan auf. Leb nicht über deine Verhältnisse. Mach dir selbst etwas zu Mittag. Dreh jeden Cent zwei Mal um. Spare so viel du kannst.”

Kleons Ratschläge stehen meist für sich und sind vor allem als Ratschläge an ihn selbst zu verstehen. So sagt er denn auch auf der ersten Seite: “Ich glaube, wenn jemand uns einen Rat gibt, spricht er eigentlich nur zu seinem früheren Ich. In diesem Buch rede ich zu einer jüngeren Version von mir.”

An vielen Stellen untermalt Austin Kleon seine Ratschläge mit Zitate von anderen Künstlern verschiedener Gattungen, beispielsweise von Musiker David Bowie, Filmemacher Jim Jarmusch oder Schauspieler John Cleese.

Optische Gestaltung des Buches

Austin Kleon bezeichnet sich selbst als Autor, der zeichnet: “I make art with words and books with pictures”. Genau das ist auch das Sachbuch “Alles nur geklaut. 10 Wege zum kreativen Durchbruch” - ein Buch mit vielen Zeichnungen, die seine Ratschläge grafisch darstellen. Die optische Aufmachung des Buches spielt eine zentrale Rolle. So wie das Cover des quadratischen Buches, sind auch die Seiten mit Zeichnungen, Kapitelüberschriften und Fotos ganz in schwarz gehalten. Auch die Zitate sind nicht in den Fließtext integriert, sondern stehen in schwarzen Kästen für sich und werden dadurch stark hervorgehoben. Immer wieder wird eine Handschrift verwendet, die den sehr persönlichen Charakter des Buches unterstreicht.

Sprache und Stil von Austin Kleons Kreativitätsbuch

Genauso, wie bereits in den meisten Überschriften, spricht Austin Kleon seine LeserInnen im ganzen Buch direkt an (“Dieses Buch ist für dich. Wer immer du bist, was immer du tust.”)

Seine Ratschläge haben einen klaren Aufforderungscharakter und sind häufig im Imperativ formuliert. So schreibt er beispielsweise: “An einem gewissen Punkt musst du deine Heimat verlassen. Du kannst immer wieder zurückkommen, aber du musst sie zumindest einmal verlassen haben. [...] Du musst einige Zeit in einem anderen Land verbringen, unter Menschen, die die Dinge anders angehen als du.”

Der klare Aufforderungscharakter des Buches lässt sich sicherlich durch Kleons eigene Erfahrungen erklären. So schreibt er: “Hätte ich gewartet, bis mir klar geworden wäre, wer oder was ich bin, bevor ich anfing “kreativ” zu sein, nun, dann würde ich immer noch dasitzen und versuchen herauszufinden, wer ich bin, anstatt Dinge zu machen. Nach meiner Erfahrung finden wir durch den Akt des Machens heraus, wer wir sind.”

So wie das Buch und die Kapitel insgesamt, sind auch die meisten Sätze sehr kurz und knapp formuliert. Dass das Buch auf einem Vortrag basiert, wird somit nicht nur durch die Grafiken und Zeichnungen, sondern auch durch die verwendete Sprache deutlich.

Buchkritik: Stärken und Schwächen von Austin Kleons Sachbuch

“Alles nur geklaut. 10 Wege zum kreativen Durchbruch” lädt durch seine Gestaltung zum Blättern ein. Man springt von Zeichnung zu Zeichnung, liest das ein oder andere Zitat und in die Kapitel rein, die einen interessieren. Somit entspricht die optische Gestaltung auch dem Inhalt des Buches: Eine Sammlung von persönlichen Ratschlägen, die inspirieren sollen und weniger einen konkreten Weg hin zum kreativen Durchbruch aufzeigen. Der Titel der deutschen Ausgabe ist somit irreführend. Passender ist der englische Originaltitel, der lautet “Steal like an artist. 10 things nobody told you about being creative.”

Auch wenn Kleon zu Beginn seines Buches formuliert, dass er in seinem Buch sein jüngeres Ich anspricht, entsteht beim Lesen doch immer wieder der Eindruck, dass er uns LeserInnen aufzeigen will, wie der Weg zum erfolgreichen kreativen Schaffen aussieht, und zwar DER eine richtige Weg - den es per se natürlich nicht geben kann. Die häufig sehr absolut formulierten Ratschläge und die immer wiederkehrende Formulierung “du musst” haben daher bei mir zwischenzeitlich zu einer gewissen Abwehrhaltung geführt. Das mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass die Thesen und Ratschläge in der Regel keine argumentative Herleitung aufweisen und abgesehen von den herangezogenen Zitaten auch nicht durch Quellen untermauert werden. So wirken sie teilweise etwas wahllos aneinandergereiht und wenig fundiert. Innerhalb der Kapitel springt Kleon teilweise von Gedanke zu Gedanke und als Leser kommt man nicht immer ganz mit. Das mag vielleicht der deutschen Übersetzung geschuldet sein, zeigt aber sicherlich auch, dass die Thesen nur persönliche Erfahrungen widerspiegeln und einer kritischen Überprüfung nicht unbedingt standhalten würden.

Dennoch sind viele von Kleons persönlichen Ratschlägen absolut hilfreich für andere Kreative. Immer wieder liefert er interessante Denkanstöße und wertvolle Inspirationen. So gefällt mir zum Beispiel seine Sichtweise auf den Status des unbekannten Künstlers:

“Es gibt keinen Druck, wenn du unbekannt bist. Du kannst tun, was du willst. Experimentiere. Tue Dinge nur, weil sie dir Spaß machen. Wenn du unbekannt bist, gibt es nichts, das dich davon ablenkt, besser zu werden. Kein öffentliches Bild, auf das du achten musst. Kein großer Gehaltscheck, der auf dem Spiel steht. [...] Du wirst niemals wieder diese Freiheit haben, wenn die Leute erst einmal angefangen haben, dir Aufmerksamkeit zu schenken - erst recht nicht, wenn sie anfangen, Geld für dich zu bezahlen. Genieße deine Unbekanntheit, solange sie dauert. Nutze sie.”

Fazit: Das Buch lädt zum Durchblättern ein

Austin Kleons Buch “Alles nur geklaut. 10 Wege zum kreativen Durchbruch” ist ein Buch, das durch die optische Gestaltung und die inhaltliche Struktur zum Durchblättern einlädt. Wer - wie der deutsche Titel verspricht - den Weg zum kreativen Durchbruch sucht, wird vermutlich enttäuscht sein. Dafür gibt Kleon viele persönliche Einblicke in sein kreatives Schaffen und liefert damit eine Reihe von Ideen und Inspirationen, die auch für andere Kreative hilfreich sein werden.